Made in Europe. Online-Talk mit Gertrude Klaffen­böck, Clean Clothes Campaign

AFA Community

Ist "Made in Europe" wirklich ein Garant für menschenwürdigere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne in der Modeindustrie? Wie sehen die Produktionsbedingungen in verschiedenen Ländern Ost- und Südeuropas aus? Und was macht eigentlich die Clean Clothes Campaign?

27.04.2022, online

Diese und weitere Fragen zum Thema Made in Europe – die saubere Alternative im Modebetrieb? diskutierten wir beim AFA Community Talk mit Gertrude Klaffenböck.

Gertrude Klaffenböck hat Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur, Wien studiert und das Masterstudium in Umweltmanagement und Ökotoxikologie an der FH Technikum Wien absolviert. Sie war im Forschungsprojekt Kulturlandschaftsforschung zu Geschichte und Gegenwart von Textillandschaft Oberes Mühlviertel wissenschaftlich tätig, 1998-2004 leitete sie die Regionalstelle St. Pölten bei Südwind in NÖ. Anschließend war sie als Koordinatorin der österreichischen Sektion von FIAN, der internationalen Menschenrechtsorganisation für das Recht auf Nahrung tätig. Seit September 2016 arbeitet sie bei Südwind in Wien als internationale Projektmanagerin und Koordinatorin der Clean Clothes Kampagne Österreich.

Link zum Online-Talk

Textilproduktion

Interview

Bitte stellen Sie sich selbst kurz vor: Wer sind Sie, was machen Sie?

Mein Name ist Gertrude Klaffenböck (DI Agrarökonomie, MSc Umweltmanagement), ich arbeite als Koordinatorin der österreichischen Clean Clothes Kampagne (CCK) bei Südwind. Südwind ist als Mitglied der CCK auch die koordinierende Stelle der österreichischen Mitglieder der CCK Koalition.

Bitte erläutern Sie kurz, was genau die Clean Clothes Kampagne ist.

Die CCK setzt sich für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie ein und arbeitet im internationalen CCC Netzwerk mit Mitgliedern und Partnerorganisationen in Produktionsländern Asiens, Europas und Amerikas zusammen.

Wir unterstützen mit Fallarbeit und Eilaktionen Arbeiter*innen, deren Rechte verletzt wurden. In unseren Kampagnen greifen wir systematische Verstöße gegen Arbeits- und Menschenrechte in der Bekleidungsindustrie auf. Ziel dabei ist, Missstände aufzuzeigen und mit Lobbyarbeit bei Unternehmen die Situation der Arbeiter*innen zu verbessen. Unsere Informations- und Öffentlichkeitsarbeit zielt darauf ab, das Bewusstsein von Bürger*innen und Konsument*innen zu stärken um sie als Unterstützer*innen zu gewinnen und sich mit uns für Verbesserungen in Produktionsstätten und strukturelle Veränderungen einsetzen.

Mit welchen Methoden arbeiten Sie? Wie kommen Sie zu Ihren Einblicken in die Missstände?

Im Zentrum stehen jene Arbeiter*innen, die in den Fabriken und Zulieferbetrieben von Mode- bzw Bekleidungsunternehmen die Kleidung herstellen. Mit Partner*innen vor Ort werden Fälle untersucht, dokumentiert und die Vorgehenswiese vereinbart. Diese Arbeit wird zudem durch Kooperation mit Wissenschafter*innen, Forscher*innen, Journalist*innen und Menschenrechtsorganisationen unterstützt. Die so dokumentierten Fälle betreffen oftmals so grundlegende Rechte von Arbeiter*innen, wie Gewerkschaftsfreiheit, feste und klar geregelte Arbeitsverhältnisse, die Entlohnung und das Recht auf Kollektivverhandlungen, Gewalt am Arbeitsplatz, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz oder Nicht-Diskriminierung. In den Fokus geraten häufig marktführende Modeunternehmen weil einerseits deren Anzahl von Zulieferbetrieben sehr viel höher ist und deren Praktiken andererseits auch das Vorgehen ihrer Mitbewerber*innen stark mitbestimmen bzw. prägen.

Wer Kleidung kauft, die laut Hersteller in Europa gefertigt wurde, hat gleich mal ein besseres Gewissen als bei „Made in Bangladesch“. Zurecht?

Nein, ganz gewiss nicht zurecht, wir sprechen daher auch gerne vom Mythos „Made in Europe“, also einer Erzählung die auf der Vorstellung aufbaut, die uns umgebende „Ordnung einer Arbeitswelt“ wäre die gleiche auch in anderen europäischen Ländern, was sich bei genauer Betrachtung aber als falsch herausstellt. „Made in Europe“ bezeichnet meist die Herstellung der Kleidung in ost-, süd- oder südosteuropäischen Ländern, die ebenso mit ihrer Politik der Billiglöhne und Niedrigkosten um die Ansiedlung von Betrieben werben wie anderswo. Die meisten der Arbeiter*innen in der Bekleidungsindustrie Europas kämpfen mit ähnlichen Problemen wie ihre Kolleginnen in Asien oder Amerika, nämlich niedrige Löhne, die nicht zum Leben reichen, ungesunde Arbeitsplätze, enormer Arbeitsdruck und exzessive Überstunden, Schikanen, Benachteiligungen, wenn sie gewerkschaftlich aktiv werden und meist einem gesellschaftlichen Umfeld, das kaum Alternativen zu dieser Art der Ausbeutung bietet.

Weshalb sind Standorte in Europa keineswegs ein Garant für menschenwürdigere Arbeitsbedingungen und bessere Löhne?

Mit der Suche nach immer billigeren Produktionskosten haben sich die Lieferketten von Unternehmen zunehmend globalisiert. Mit Billiglöhnen und Niedrigkosten nimmt auch Ausbeutung und Druck auf Arbeiter*innen zu, Regierungen haben wenig Interesse daran Rechte von Arbeiter*innen zu schützen und soziale Standards durchzusetzen. Mehr noch, Billiglöhne und möglichst wenige Regeln zum Schutz von Arbeiter*innen (und meist auch der Umwelt) werden als Standortvorteile im internationalen Wettbewerb betrachtet.

Seit einigen Jahrzehnten ist diese neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik der bestimmende Faktor für Regierungen geworden. Die Osterweiterung der EU sollte vor allem wirtschaftliche Vorteile bringen, auf Schutz und Gewährleistung von Arbeits- und Menschenrechten wurde demgegenüber wenig bis gar nicht geachtet, besonders deutlich wird dies eben durch die Niedriglohnpolitik. Ebenso wurde in den Nicht-EU Ländern die Schaffung von Arbeitsplätzen an sich schon als wirtschaftlicher Vorteil gesehen. Dieser wirtschaftliche Vorteil bleibt aber überwiegend den Unternehmen vorbehalten, während Billiglöhne die Armut verfestigen anstatt die Lebenssituation von Arbeiter*innen zu verbessern. Die Prämissen einer solchen Standortpolitik in Europa sind durchaus vergleichbar mit Ländern außerhalb Europas und haben dazu geführt, dass beispielsweise in Europa die Lücke zwischen dem bezahlten Mindestlohn und einem existenzsicherndem Lohn durchwegs größer ist als in Ländern Asiens.

In welchen europäischen Ländern befinden sich überhaupt Fertigungsbetriebe für Kleidung? Und wie sehen die Arbeitsbedingungen dort aus? Können Sie ein paar Beispiele geben?

Die CCC arbeitet mit Mitgliedern und Partnern in 15 Ländern Süd- und Osteuropas, das umfasst also nicht alle Länder in denen es Fertigungsbetriebe gibt. Die Untersuchungen und Berichte aus diesen 15 Ländern lassen jedoch einen guten Einblick in die Praktiken von Modeunternehmen zu. Länder von denen wir sprechen sind Polen, Tschechien, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Ungarn und Kroatien als EU Mitgliedstaaten, Georgien, Türkei, Moldau, Ukraine, Bosnien, Mazedonien, Serbien und Albanien als Nicht-EU Länder. Die CCC hat für jedes dieser Länder Untersuchungen im Bekleidungssektor unternommen und sie in Länderprofilen veröffentlicht.

Wieviel verdienen die Menschen, die dort arbeiten? Wie ist das Verhältnis von Mindestlohn und Existenzminimum, bzw. Lebenshaltungskosten? Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Bezahlung?

In fast allen der Länder ist ein gesetzlicher Mindestlohn festgelegt, der jedoch immer unterhalb der Armutsschwelle liegt, also trotz Arbeitsverhältnis können sich Arbeiter*innen nicht aus der Armut befreien. Die in 15 europäischen Ländern Ost-, Süd- und Südosteuropa ermittelte durchschnittliche Lohn von Arbeiter*innen beträgt etwa 25% eines existenzsichernden Einkommens, der Mindestlohn müsste also viermal so hoch sein. Deutlich wird dies vielleicht anhand eines Vergleiches wie lange eine Arbeiterin in den jeweiligen Ländern arbeiten muss um sich 1 Liter Milch kaufen zu können: In Deutschland arbeitet sie/er dafür knapp 7 Minuten, in Albanien, Mazedonien oder Bulgarien rund 40 Minuten und in der Ukraine sogar eine Stunde. In den europäischen Produktionsländern ist die Lücke zwischen Mindestlohn und Existenzlohn höher als in den Produktionsländern Asiens. Wie sich die Nettolöhne zu Mindestlohn und Existenzlohn in den jeweiligen Ländern verhalten wird in den von der CCC erstellten Länderprofilen dargestellt.

Die ILO (International Labour Organisation) definiert ein Arbeitsverhältnis, in dem Überstunden nötig sind um die vertraglich vereinbarte Quote (zb Akkordlohn) zu erreichen und damit nur den Mindestlohn verdient, als Zwangsarbeit. Wenn Akkord Arbeiter*innen also nur mit Überstunden den gesetzlichen Mindestlohn erreichen, sprechen wir von Zwangsarbeit. Daher setzt sich die CCC seit vielen Jahren gemeinsam mit Partner- und Mitgliedsorganisationen auch in den europäischen Produktionsländern für die Durchsetzung eines Existenzlohnes ein. Bei einem Existenzlohn sind die Kosten für Essen, Kleidung, Wohnen, Bildung, Gesundheit, Transport/Mobilität und bescheidene Reserven für die Wechselfälle des Lebens für die Arbeitende und ihre/seine Familie eingerechnet. Von den rund 2,31 Millionen Beschäftigten im Textilsektor dieser 15 europäischen Produktionsländer sind rund 70-80% Frauen. Viele der Fertigungsbetriebe sind in Regionen angesiedelt, wo es kaum alternative Beschäftigungsmöglichkeiten gibt und Frauen neben der Arbeit in den Fabriken auch noch die Versorgungsarbeit in Familien und Haushalt zu leisten haben.

Viele Modekonzerne lassen dort produzieren, wo es für sie am finanziell günstigsten ist. Mit der Folge, dass sich produzierende Regionen und Länder gegenseitig unterbieten, was die Kosten angeht. Ist es überhaupt möglich, diese großen Auftraggeber zu einem Umdenken / sozialeren Handeln zu bewegen?

Sowohl in Asien als auch in Europa gibt es Initiativen von gewerkschaftlichen, Arbeits- und Menschenrechtsorganisation, die das Modell eines Basis Existenzlohnes für die jeweilige Region entwickelt haben, den Asia Floor Wage und den Europe Floor Wage.

Mit diesem Modell wird eine Existenzlohn Basis für die Region berechnet, von dieser Basisgröße ausgehend werden Rückschlüsse auf die wirtschaftliche Situation und Lebenshaltungskosten des jeweiligen Landes gezogen. Der Basisexistenzlohn bietet also eine gute Grundlage anhand derer die von Unternehmen gezahlten Löhne beurteilt werden können, dem gegenseitigen Unterbieten der Länder durch Billigstlohnpolitik wird damit ein Grenzwert entgegengesetzt. Der jeweilige Basisexistenzlohn für Asien oder für Europa könnte aber auch heute bereits als Kalkulationsbasis von den Unternehmen herangezogen werden. Das wäre ein wichtiger Schritt zur Änderung ihrer Einkaufspraxis und die Bezahlung eines existenzsichernden Lohnes ist auch als harter Indikator dafür anzusehen, wie ernst ein Unternehmen seine menschenrechtliche Sorgfaltspflicht tatsächlich nimmt.

Nach den Beobachtungen und Erfahrungen der letzten Jahrzehnte ist davon auszugehen, dass Modeunternehmen als große Auftraggeber nicht von sich aus oder freiwillig ihre Praxis der Gewinnmaximierung durch Reduktion von Arbeitskosten ändern. Hier sind allen voran Politik und Gesetzgebung gefragt. In verschiedenen Ländern Europas und auf EU Ebene gibt es Initiativen für Lieferkettengesetze, die Unternehmen zur menschenrechtlichen Sorgfalt verpflichten sollen. Die EU hat vor einigen Wochen einen Vorschlag für eine Richtlinie zur nachhaltigen Unternehmensführung vorgelegt, in dem Pflichten zur menschenrechtlichen Sorgfalt in den Lieferketten geregelt werden sollte. Leider weist der Vorschlag noch große Lücken etwa hinsichtlich des Geltungsbereiches, der Haftungsfragen, der Reichweite in die Tiefe der Lieferkette und anderer Faktoren auf. Eine große Gruppe zivilgesellschaftlicher und gewerkschaftlicher Organisationen arbeitet daran, die Politik davon zu überzeugen, diese Richtlinie tatsächlich zu einem wirksamen Instrument gegen Arbeits- und Menschenrechtverstöße werden zu lassen.

Abgesehen von der Entlohnung – gibt es noch andere Missstände in europäischen Fertigungsbetrieben?

Ja, die gibt es durchaus, häufig werden die ungeregelten Arbeitszeiten, dh tw exzessive Überstunden, Wochenendarbeit, kaum selbst gewählter Urlaub genannt. Daneben aber auch Benachteiligungen, Beschimpfungen, Beleidigungen und Schikanen, wenn Verbesserungen/Änderungen angesprochen oder eingefordert werden, bis hin zu Entlassungen. Auch von schlecht belüfteten Fabriken, in denen es im Sommer extrem heiß im Winter sehr kalt ist, mangelhaften sanitären Anlagen oder keiner Notfallversorgung berichten viele Arbeiter*innen.

Welche Auswirkungen auf die erwähnten Produktionsstätten hat die COVID Pandemie und der Krieg in der Ukraine?

Die Covid Pandemie hat in der Bekleidungsindustrie insbesondere in Asien zu großen Verwerfungen geführt. Fabrikschließungen, ua weil Aufträge ausblieben, aber auch weil bereits fertiggestellte Bestellungen nicht bezahlt wurden; gerade im Zuge von Schließungen und Wiederöffnung bzw auch Wiedereinstellungen kam es oft zur Zerschlagung von Gewerkschaften. In den noch aktiven Fabriken während der Pandemie mussten oft Arbeiter*innen die unter besonders hohem Druck Aufträge erledigen, oft gab es keine Schutzvorkehrung gegen Infektionen in den Fabriken, Krankheitsfälle waren nicht versichert oder es gab keine ärztliche Versorgung. Es kam zu Massenentlassungen, besonders schwerwiegend waren Entlassungen ohne anstehende Abfertigungs- und Lohnzahlungen Arbeiter*innen standen von einem Tag auf dem anderen ohne Einkommen da, Reserven sind wegen niedriger Löhne nicht möglich; Arbeiter*innen mussten sich verschulden, tägliches Essen, wohnen konnte nicht mehr bezahlt werden. In Asien wurden die Lohnverluste der Arbeiter*innen alleine von März bis Mai 2020 zw 3,9 und 5,8 Mrd USD geschätzt.

In der Ukraine haben vor dem Krieg etwa 200 000 Menschen in der Modeproduktion gearbeitet und nur etwa eine Fünftel eines existenzsichernden Lohnes bekommen. Diese Situation wurde durch die Coronakrise und dramatisch durch den Krieg verschlechtert. Bereits während der vergangenen Jahre begannen viele Inlandsflüchtlinge aus der Ostukraine in der Bekleidungsindustrie in der Westukraine zu arbeiten. Die neuerlichen Fluchtbewegungen von der Ost- nach Westukraine, aber auch in benachbarte Länder wie Polen, Moldau und Rumänien lässt befürchten, dass die Notsituation zu noch mehr Ausbeutung führt, wenn Menschen Arbeit und Einkommen suchen. Die CCC fordert daher Unternehmen, die bislang aus der Ukraine bezogen haben, auf, erhöhte Sorgfaltspflichten walten zu lassen. Das heißt zum Beispiel alle Verpflichtungen in Bezug auf Lohnzahlungen oder Entschädigungen einzuhalten, alle Rechte der Beschäftigten zu respektieren oder auch Löhne bzw. Aufträge im Voraus zu bezahlen.

Was können Modelabels tun, um menschenwürdigere Arbeitsverhältnisse in europäischen Produktionsstätten zu forcieren?

Allen voran steht die Verantwortung von Unternehmen für ihr Handeln zu übernehmen. Etwa indem sie ihren menschenrechtliche Sorgfaltspflichten nachkommen, das bedeutet von der Unternehmenspolitik angefangen über Einkaufspraktiken bis hin zu Verantwortung für negative Folgen ihre Produktion zu analysieren, zu re-organisieren und die eigene Praxis immer wieder auf menschenwürdige Arbeit hin zu überprüfen und zu verbessern. Das sollte aber nicht nur den unmittelbar eigenen Betrieb sondern die gesamte Lieferkette umfassen. Wichtig ist auch, dass Unternehmen ihre Lieferketten offenlegen und über Zwischenfälle, Beschwerden und Probleme transparent berichten, dafür Verantwortung tragen und gegebenenfalls auch haften. Einige konkrete Schritte, die sofort gesetzt werden können, sind beispielswiese Einkaufspraktiken grundlegend ändern, Produktion in realistischen Zeitläufen planen, Kostenkalkulationen basierend auf existenzsichernden Löhnen, realistischen Quoten, in sicheren Fabriken und formell geregelten Arbeitsverhältnissen unter Achtung der grundlegenden Arbeitsrechte fertigen, für soziale Absicherung sorgen (zumindest dazu beitragen) und auf mittel- u langfristige Kooperationen setzen und zu Verbesserungen den adäquaten Beitrag leisten.

Und worauf sollten Konsument*innen achten? Gibt es etwas, das Endverbraucher_innen aktiv tun können, um die Situation der Arbeiter_innen in den genannten Betrieben zu verbessern?

Endverbraucher*innen können informiert und überlegt einkaufen, etwa darauf zu achten wie lange sie/er das Kleidungsstück tragen kann und will und auch nachzufragen in den Geschäften, bei den Unternehmen, ob die Arbeiterin, die am Kleidungsstück gearbeitet hat, auch davon leben kann. Mindestens so wichtig wie das Konsumverhalten ist aber als Bürger*in aktiv zu werden und sich die Möglichkeiten des politischen Handelns zu vergegenwärtigen. Denn die Politik bestimmt wesentlich mit, unter welchen Umständen die angebotene Kleidung hergestellt wurde. Es können Kampagnen unterstützt werden, Menschen können sich in Gemeinden für faire Beschaffung einsetzen, sich in Diskussionen im eigenen Umfeld einbringen, die Politik herausfordern sich für gesetzliche Regeln, die Bekleidungsunternehmen zur Achtung grundlegender Rechte der Menschen bei der Arbeit verpflichten, einsetzen.

Welche Modemarken produzieren fair, Kleidung welcher Brands sollten Konsument_innen kaufen? Können Sie Beispiele nennen?

Wenn ein existenzsichernder Lohn als harter Indikator für faire Produktion genommen wird, sieht es damit bei führenden Modemarken leider nicht sehr gut aus. Am verlässlichsten sind Labels wie Fairtrade oder GOTS (Global Organic Textile Standard), die einen existenzsichernden Lohn in ihren Standards haben. Gute Orientierung gibt auch die Fair Wear Foundation, deren Mitglieder sind Unternehmen, die mit Beratung und unter Prüfung der Foundation sich verpflichten, Arbeitsbedingungen und Löhne in ihren Lieferketten systematisch zu verbessern.

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